Zusammen mit ihren Partnerorganisationen ermöglicht Brücke Le Pont in Lateinamerika und Westafrika vielen Menschen bessere Arbeitsbedingungen. Doch die geopolitische Lage spitzt sich zu – und setzt die Entwicklungszusammenarbeit unter Druck.
Julia Hernández lächelt in die Kamera. Ihr Leben hat sich in den vergangenen Monaten verbessert. Der Grund: Ihre neue Arbeitsstelle. «Vergangenes Jahr arbeitete ich noch in einer Strumpffabrik. Jetzt habe ich einen sicheren Job bei einer Bank», erzählt sie.
Dies ist keine Selbstverständlichkeit, denn in San Salvador sind viele Jugendliche arbeitslos. Entsprechend froh ist die junge Frau. Genau wie viele andere, die Brücke Le Pont mit ihrer Partnerorganisation Fusalmo im zentralamerikanischen Land unterstützt hat. So haben im Projekt Jóvenes Creando Futuro 135 Jugendliche eine Berufsausbildung abgeschlossen, 93 davon bereits eine Stelle gefunden. «Ich bin sehr stolz auf meinen Job und will weiter lernen», sagt Julia Hernández.
Bessere Arbeitsrechte, höheres Einkommen
Es ist eine der vielen Erfolgsgeschichten, die Brücke Le Pont mit ihren Partnerorganisationen ermöglichen konnte. So sind wir in El Salvador und Honduras für Arbeitsrechte eingestanden und haben für rund 850 Arbeitnehmende Entschädigungszahlungen von 1,8 Millionen Franken erwirkt. Mehr als zwei Millionen Menschen haben wir dort für Arbeits- und Frauenrechte sensibilisiert sowie ausgebeutete Arbeiter*innen mit Schulungen und juristischer, medizinischer und psychologischer Beratung unterstützt.
Unsere Arbeit wirkt auch auf struktureller Ebene. Denn wer Diskriminierungen ausgesetzt ist, braucht vor allem rechtliche Grundlagen. Deshalb setzen wir uns auch für entsprechende Gesetze ein – immer wieder erfolgreich. Während El Salvador bereits 2022 fünf Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) ratifiziert hat, ist in Honduras ein Gesetz zu menschenwürdiger Arbeit für Hausangestellte auf bestem Weg.
Auch in Westafrika blicken wir auf ein erfolgreiches Jahr zurück. In den Küstenstaaten Benin und Togo haben über 14’000 Arbeiter*innen ihr Einkommen um mindestens 10 Prozent gesteigert – dank der Projekte von Brücke Le Pont, die wir mit unseren Partnerorganisationen vorangetrieben haben. Ein Beispiel: das Projekt Savalou in Benin, in welchem der Grossteil der Teilnehmenden das Einkommen stark erhöhen konnte.
Dabei setzen wir vor allem auch auf die verstärkte Zusammenarbeit der Akteur*innen entlang der Wertschöpfungsketten. Mit inklusiven Geschäftsmodellen schaffen wir es immer wieder, marginalisierten Gruppen Zugang zum Marktsystem zu ermöglichen. Vor allem Frauen profitieren davon. Wie etwa Caroline Degan. Sie ist Mitglied einer Kooperative von Reisproduzent*innen. Das gestiegene Einkommen wirkt sich direkt auf ihr Familienleben aus. «Wir konnten nicht nur unser Dach ausbessern, unsere Kinder können nun auch zur Schule, was mir sehr wichtig ist», erzählt sie.
Entwicklungszusammenarbeit unter Druck
Während viele dieser Erfolge ohne Spenden nicht möglich gewesen wären, zählt Brücke Le Pont auch auf die Unterstützung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza). Bei 35 Prozent der Einnahmen handelte es sich 2023 um Deza-Programmbeiträge.
Doch die weltpolitische Lage beeinflusst die Debatte, wie viel Mittel noch in die Entwicklungszusammenarbeit fliessen soll. Allen voran der Krieg in der Ukraine scheint zu einem Paradigmenwechsel geführt zu haben. So hat der Bundesrat entschieden, der kriegsgebeutelten Ukraine in den kommenden zwölf Jahren 5 Milliarden Franken für den Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen. Das ist wichtig und richtig. Tatsache ist aber auch, dass dieses Geld gemäss aktuellem Stand aus dem Budget für internationale Zusammenarbeit finanziert werden soll – was die Arbeit von Brücke Le Pont direkt beeinflussen würde. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass sich die Schweiz zu einer starken Entwicklungszusammenarbeit bekennt und Menschen in extremer Armut nicht vergisst.
Pascal Studer, Brücke Le Pont