Frieden ist tägliche Arbeit

«Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt» – mit diesem Zitat von Mahatma Ghandi startete der Ethik-Talk zum Thema «Frieden schaffen». Die Christliche Sozialbewegung KAB SG lud zum traditionellen Anlass am Tag nach Aschermittwoch ein.

Das Publikum im vollen Festsaal St. Katharinen wartete gespannt auf die Gedanken des Philosophen und Futuristen David Bosshard. Er hat den Frieden aus verschiedenster Perspektive beleuchtet und Mut gemacht, täglich zu einer friedlicheren Welt beizutragen. Frieden passiert nicht, sondern will erarbeitet und gepflegt werden.

«Frieden muss von unten wachsen. Er wächst aus Vertrautheit und wird zu Vertrauen und weiter zur Familiarität. Frieden beginnt bei mir selbst, in dem ich meinen inneren Frieden gestalte. Ich erlebe Frieden, wenn ich mit anderen zusammen bin und mich austausche.» Der Philosoph betont die Wichtigkeit, zur Ruhe zu kommen, sich von den vielen Impulsen der Umwelt zurückzunehmen, um ins tiefe Gespräch mit sich selbst zu kommen. In diesen Selbstgesprächen lernen Menschen sich selbst besser kennen und reflektieren ihr Verhalten. Damit stärken sie das Vertrauen zu sich selbst und entwickeln Identität und das Selbstvertrauen, das ihnen ermöglicht, sich für Frieden zu engagieren.

Der Philosoph und Futurist David Bosshard machte den Teilnehmern Mut, jeden Tag zu einer friedlicheren Welt beizutragen. (Foto: Regina Kühne)
Immer wieder betonte David Bosshart, wie wichtig die Auseinandersetzung mit gemeinsamen Werten ist, die für eine Gruppe ein stark verbindendes Element darstellen. Werte müssten definiert und erhalten werden, weil sie Orientierung im Leben geben. Eine Gesellschaft, die keine gemeinsamen Werte pflegt, zerfällt. Wachsende Unverbindlichkeit gefährde den Frieden, weil keine Verantwortung übernommen wird, die Achtung voreinander verloren geht und damit auch ein Stück der Selbstachtung.

Georg Schmucki leitete die anschliessende Podiumsdiskussion mit dem Gedenken an Menschen im Krieg ein und entzündete die Friedenskerze. Er betonte, dass wir Teil des Ganzen, der Welt sind, was weit über individuelles Bemühen hinaus geht. Die beiden Podiumsgäste Lea Suter, Swiss Peace und Projektleiterin im Pro Futuris Think + Do Tank und Andrea Weinhold, Pfarrerin in der ökumenischen Gemeinde Halden wurden als erstes gefragt, welche Aussagen aus dem Referat hängen geblieben seien und zu weiteren Überlegungen führen werden. Andrea Weinhold betonte, dass Frieden etwas Lokales beinhaltet und viel mit Kommunikation zu tun hat. Sie warf die Frage auf: «Wie hören wir einander zu? – Verstehen ist etwas unglaublich Wichtiges. Man muss aufeinander zugehen, im Dialog bleiben, einander verstehen wollen». Sie wies darauf hin, dass die Zusammenarbeit in der ökumenischen Gemeinde Halden genau darum so gut funktioniert.

Georg Schmucki leitete die Podiumsdiskussion und entzündete die Friedenskerze. (Foto: Regina Kühne)

Lea Suter nahm das Thema Kommunikation auf und berichtete aus ihrer breiten Erfahrung: «In der Friedensarbeit ist Sprache wichtig. Es gilt, die Begrifflichkeiten zu definieren, um die Meinungen zu verstehen.» Sie wies darauf hin, dass es aus der Mediation viele Werkzeuge gibt, die unterstützend eingesetzt werden können.

Daraus ergab sich die Diskussion um die Frage, wo und wie Frieden bei uns gelernt werden könne. Im Referat wurde bereits darauf hingewiesen, dass es in der Schweiz ein Verteidigungsdepartement gibt, aber keine staatliche Institution, die «Frieden lernen» fördert.

Die Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmer teilten die Einschätzung, dass sich Friedensarbeit nicht delegieren lässt und kamen zurück auf das Zitat von Mahatma Ghandi, das anfänglich in den Raum gestellt wurde. Die Podiumsdiskussion führte zur Erkenntnis: «Wir müssen alle lernen, Frieden zu pflegen und immer wieder daran arbeiten».

Lea Suter forderte abschliessend alle Teilnehmenden auf: «Wir sind Profiteure der globalen Entwicklung, darum haben wir eine gemeinsame Verantwortung, uns für Frieden einzusetzen.»


Sylvia Egli, Projektleiterin KAB SG